Atsevišķu latviešu un lietuviešu valodas adjektīvu semantiskā diferenciācija: latv. šķīsts, liet. skýstas; latv. skaists, liet. skaistùs; latv. tikls, liet. tiklùs

Anta Trumpa

Anotacija


Die semantische differenziation von manchen adjektiven der lettischen und litauischen sprache: lett. šķīsts, lit. skýstas; lett, skaists, lit. skaistùs; lett, tikls, lit. tiklùs

Zusammenfassung

Diesen Wortpaaren von semantisch unterschiedlichen Adjektiven der lettischen und litauischen Spra­che (lett. šķīsts ‘tugendhaft, unschuldig, keusch’ : lit. skýstas ‘flüssig; nicht ernst gemeint, unreif’; lett. skaists ‘schön’ : lit. skaistùs ‘grell, klar, rosig; ehrlich, keusch’; lett. tikls ‘tugendhaft, keusch’ : lit. tiklùs ‘treu, leichtgläubig; ehrlich, anständig’) kann man zu Bezeichnungen der Eigenschaften der Sit­tlichkeit zählen, weil mindestens ein Wort im Paar (lett. šķīsts, lett. tikls, lit. tiklùs und lit. skaists) eine mit Sittlichkeit verbündete Eigenschaft charakterisiert.

Die Aufgabe dieses Artikels ist mit der Analyse von diesen Wortpaaren zu konstatieren, welche Sprache die ältere Bedeutung beibehaltet hat, ungefähre Ursachen der Bedeutungsveränderung festzu­stellen und zu bestimmen, ob sie für ganze Gruppe charakteristisch sind.

Lit. skýstas hat die ältere Bedeutung ‘flüssig’ beibehaltet. Im Lettischen war anfänglich zwei Be­deutungen: ‘flüssig’ (in Mundarten) und ‘rein, sauber’. Die erste Bedeutung ist noch in unseren Zeiten nur als die Erscheinung der Mundarten erhalten worden, aber in der Schriftsprache ist vielleicht wegen des Einflusses der religiösen Texten die Bedeutungsverengung ‘sauber, rein’ → ‘rein von Sünden, tu­gendhaft, keusch’ geschehen.

Mehrdeutiges lit. skaists hat vermutlich auch die ältere Bedeutung ‘klar, hell’ beibehaltet, aber die Bedeutung ‘tugendhaft, keusch’ hat sich voraussichtlich als übertragene Bedeutung von der Bedeutung ‘rein, hell’ entwickelt und heute ist sie nicht besonders oft verwendet. Im Lettischen ist die Bedeutungs­veränderung ‘hell’ → ‘schön’ geschehen und ist vermutlich die ältere Bedeutung ‘hell’ im Kollokation skaists laiks ‘schönes Wetter’ beibehalten worden.

Im lett. tikls ist die Bedeutungsverengung geschehen: ‘ehrlich, tugendhaft im weiteren Sinne’→ ‘sexuell scheu, keusch’. In den litauischen Mundarten ist neben den Adjektiv tikls ‘ehrlich’ auch homo­nymisches tikls ‘leichtgläubig’ beibehalten worden.

Nach der Analyse dieser Wortpaaren kann man manche Zusammenhänge bemerken. Erstens, in allen drei Fällen ist die ältere Bedeutung das litauisches Wort beibehalten. Zweitens, die Bedeutungsentwick­lungen von lett. šķīsts ‘sauber, rein’ → ‘rein von Sünden, tugendhaft, keusch’ und von lit. skaistùs ‘tugendhaft, keusch’ → ‘rein, hell’ sind vielleicht wegen des Einflusses des Christentums geschehen. Drittens, heute sind diese Bezeichnungen der Eigenschaften der Sittlichkeit ziemlich selten verwendet, meistens, in den religiosen Texten.

DOI: 10.15388/baltistica.37.2.724

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