Statistinė fonemų distribucija lietuvių bendrinės kalbos pradiniuose, vidiniuose ir galiniuose skiemenyse

Vida Karosienė, Aleksas Girdenis

Anotacija


STATISTISCHE DISTRIBUTION DER PHONEME IN DEN SILBEN DER LITAUISCHEN STANDARDSPRACHE

Zusammenfassung

Der vorliegende Beitrag behandelt die phonostatistische Struktur der End- und Nichtendsilben in der litauischen Standardsprache. Es werden drei Silbenklassen –die Anlaut-, die Innlaut- und die Auslautsilben –untersucht, wobei die ersten zwei Klassen je nach den Umständen zu den Silben des „Stammes“ zusammengefasst und die Silben im Auslaut als die der „Endung“ betrachtet werden. Die ermittelten Häufigkeitswerte von Phonemen und ihre Verteilung in verschiedenen Silbenklassen wer­den verglichen und erörtert und sind in Tabellen 2, 3 und 4 angeführt.

Hinsichtlich der statistischen Verteilung von Häufigkeitswerten der einzelnen Phoneme bzw. der Phonemklassen weisen die Endsilben (Silben der „Endung“) und die Nichtendsilben (Silben des „Stam­mes“) einige wesentliche Unterschiede auf.

1.Den Zentralbereich des Vokalsystems der Silben des „Stammes“ stellen 5 Kurzvokale /a/, /i/, /e/, /u/ und der Langvokal /ō/ dar, während zu den zentralen Vokalen der „Endung“ nur 3 Kurzvoka­le /a/, /i/, /e/ und 2 Langvokale /ō/, /ē̤/ gehören. Der Vokal /ō/ erscheint in der „Endung“ zweimal häufiger als im „Stamm“, und der Vokal /ē̤/ tritt im „Stamm“ – insbesondere in der Anlautsilbe – ziemlich selten auf.

Die Peripheriebereiche von Vokalen in der Anlautsilbe und der Innlautsilbe fallen ebenso zusam­men – das sind die Vokale /ū/, /uo/ und /ŏ/. Zur Peripherie des Vokalsystems der Auslautsilbe gehören dagegen /uo/, /ī/ und /ie/. Die relative Häufigkeit von /ū/ im „Stamm“ ist z.B. dreimal kleiner als die in der „Endung“. Dementsprechend gelten die Langvokale /ō/und /ū/ als typische Vokale der „Endung“ und der Vokal /ē̤/ kann für einen untypischen Vokal der Anlautsilbe gehalten werden. Außerdem sind /ie/und /uo/ zu den typischen Vokalen des „Stammes“, nicht aber der „Endung“ zuzurechnen: Ihre Häufigkeitswerte im „Stamm“ und in der „Endung“ verhalten sich wie 3,37 : 1 und 5,57 : 1.

2.Das am häufigsten auftretende Konsonantenphonem des „Stammes“ ist /k/ – es macht 8,75% aller Konsonanten in der Anlautsilbe und 5,95% aller Konsonantenphoneme in der Innlautsilbe aus. In der „Endung“ zeichnet sich aber das Konsonantenphonem /s/ durch eine außerordentlich große Häufigkeit (19,94%) aus: Es erscheint da 4,2mal häufiger als in der Anlautsilbe und 5,4mal häufiger als in der Innlautsilbe. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Konsonanten /j/: Seine Vorkommenshäufigkeit in der Auslautsilbe übertrifft l,8mal die im „Stamm“. Auf solche Weise zählen /s/ und /j/ zu den häufigsten Konsonanten der „Endung“. Die Summe ihrer Häufigkeitswerte beträgt in dieser Stellung mehr als 31% und das entspricht der Summe von Häufigkeitswerten der vier häufigsten Phoneme der Anlautsilbe bzw. der sechs häufigsten Phoneme der Innlautsilbe.

Es ist noch zu bemerken, dass nur in der „Endung“ außer den traditionellen peripheren Phone­men des Litauischen auch alle labialen Verschlusslaute /b, b̑, p, p̑/ zum Peripheriebereich gehören.

3.Auch die statistischen Verhältnisse bestimmter Phonemklassen belegen die Verwandschaft der Anlaut- und Innlautsilben sowie deren Kontrast gegenüber den Silben der „Endung“. Beispielsweise liegt das Verhältnis der Konsonanten zu den Vokalen in der Anlaut- und Innlautsilbe bei 1,33 : 1 und 1,30 : 1, während es in der Auslautsilbe 1,52 : 1 beträgt.

Ebenso unterscheidet sich der Anteil der stimmhaften und stimmlosen Konsonanten in der „En­dung“ und im „Stamm“: Die stimmlosen Obstruenten kommen in der „Endung“ durchschnittlich zwei­mal häufiger vor als in den Silben des „Stammes“.

4.Als diachronische Schlussbemerkung gilt Folgendes: Es unterliegt keinem Zweifel, dass die vom Standard abweichende Häufigkeit mancher Phoneme der „Endung“ den Entwicklungsgang der Endung direkt oder indirekt bewirkt. Außer den Argumenten, die von uns bereits früher formuliert sind (s. Karosienė, Girdenis 1990, 44), sind noch einige Anmerkungen anzuführen. Die Einbürgung der Dualformen des Dativs (teilweise auch des Instrumentals) in den aukštaitischen sowie standardumgangssprachlichen Paradigmen der Mehrzahl (wie vaikám anstelle vaikms, gerõm anstelle gerõms geromìs u.a.) lässt sich darauf zurückführen, dass durch diese Umformung die enorme Häufigkeit des Phonems /s/ in der Endung getilgt wird.

Die phonostatistischen Ergebnisse sollten auch von den „Planern“ der Standardsprache berück­sichtigt werden: Die Struktur der oft zu gebrauchenden lexikalischen Neubildungen sollte die statisti­schen Gesetzmäßigkeiten des Wortanlauts bzw. des Wortinnlauts und Wortauslauts befolgen.

DOI: 10.15388/baltistica.36.2.615

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