Kai kurie Antano Baranausko verstos Biblijos (pseudo)archaizmai

Birutė Kabašinskaitė

Anotacija


(PSEUDO)ARCHAISMEN IN ANTANAS BARANAUSKAS’ BIBELÜBERSETZUNG

Zusammenfassung

In seiner Bibelübersetzung (1901–1902; im weiteren BaB genannt) verwendet Antanas Baranauskas aus stilistischen Gründen nicht nur die gängigen Archaismen der alten Texte, sondern auch künstliche morphologische Formen, welche den früheren Sprachzustand wiedergeben sollten, wie er nach den alten Texten, den Mundarten und den Erkenntnissen der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft sowie den Hypothesen des Autors rekonstruiert werden kann.

Die in BaB vorkommenden durch das Fehlen der Partikel te- sowie die Endungen -ie, -y, -ai charakterisierten Formen des Kupitivs (geidžiamoji nuosaka) sind in Anlehnung an ähnliche Formen des Kupitivs und Imperativs der Mundarten und alten Texte gebildet.

Auf die Partikel te- hat Baranauskas wahrscheinlich deswegen verzichtet, weil er das ursprüngliche Paradigma des alten Optativs (der bei ihm als geistaikis bezeichnet wird) wiederherstellen wollte.

Die dreifachen Endungen der Kupitivformen hat der Autor nicht streng mit irgendwelchen konkreten Präsensstämmen verbunden, obwohl die Mundarten und insbesondere die alten Texte ein konsequenteres System aufweisen.

Vom Gebrauch in den heutigen Mundarten und alten Texte unterscheidet sich die Vorgehensweise in BaB durch die häufige Verwendung der Formen mit -ai. Hier bekommen eine solche Endung nicht nur die ā-, sondern auch die ina- und sta-Stämme sowie die auf alten Nasalvokal ų + -va- auslautenden Infixpräsentien. Vorbild für die Formen auf -ai waren wahrscheinlich die in verschiedenen (besonders žemaitischen) Mundarten vorkommenden Formen der 3. Person Indikativ Präsens auf -ai mit vorausgestellter Partikel, die in der Funktion des Kupitivs gebraucht werden können. Zur Bevorzugung der Formen auf -ai konnte die Angabe in Schleichers Grammatik veranlaßt haben, daß -ai der ursprüngliche (baltoslavische?) Ausgang des Optativs gewesen sei.

Ungewöhnlich und höchstwahrscheinlich künstlich sind in BaB die reflexiven Kupitivformen. Bei ihnen findet sich hier der Ausgang -ys(i) (ob dieser auch bei ā-Stämmen Verwendung fand, ist schwer zu beurteilen – es waren keine entsprechenden Beispiele auffindbar). Möglicherweise ist dieser Ausgang verallgemeinert auf Grund von Beispielen wie te álkinis (neben te álkinies) DP. ähnlich verhält es sich im Falle des Kupitivs der athematischen Verben. Wohl nach dem Muster altlitauischer Beispiele wie te saugti KN wird einigen athematischen Präsentien die Endung -y (gleichgesetzt mit dem Kupitivausgang der i-Stämme?) zugewiesen; aber bei den Formen der 3. Person Präsens auf -st (<-sti) wird das übliche -ie oder -ai verwendet, wohl weil sie mit den Formen der sta-Stämme in Verbindung gebracht wurden.

Veranlaßt durch das Streben nach künstlicher Wiederherstellung des alten Kupitivparadigmas, kommt in BaB auch die eine oder andere unkorrekte, „analogische“ Form vor, die vom Infinitivstamm aus (twinie, Apsiwilkie) oder mit Wechsel der Flexionsklasse (sutwirty; -i statt -ėja) gebildet ist.

Vorbild für auffällige Formen des Partizip Präsens auf -ti-nt- waren die von einem Teil des Žemaitischen verwendeten umgebildeten Paradigmen athematischer Verben; dort haben die Partizipien öfters einen Stamm auf -ta-nt- (aber neben miegtąs auch miegtįs). In Analogie zum Ausgang der 3. Person Präsens des i-Stämme verallgemeinert der Autor -ti-nt-: nach stovi (Kupitiv stovy) – stovįs wurde eiti (eity) – eitįs geschaffen.

Bei einigen Formen des Dativ Singular der Substantiva verwendet BaB im Anschluß an Daukša und vielleicht nach den Nachbardialekten von Anykščiai die Endung -i der alten i- und Konsonantenstämme. Nach dem Vorbild Daukšas, Sirvydas’ und anderer alten Texte wird in einigen Fällen die pronominale Dativform mi gebraucht.

Die Verwendung von -ys als Endung des Nominativ Singular des bestimmten Adjektivs zeigt wahrscheinlich, daß der Autor seinen früheren Plan aufgreift, die Endung mit dem älteren (und auch für einen Teil der Mundarten charakteristischen) Ausgang -ys der ia-Stämme zu verbinden. Wie den Briefen zu entnehmen ist, entschloß er sich etwa Mitte 1882, die Nominativ-Singularendung der bestimmten Adjektiva und Partizipien (ebenso die des Superlativs der Adjektiva) zum Ausgang -ias der a-Stämme in Beziehung zu setzen, welcher nach seiner Ansicht nur zu -is kontrahiert werden konnte. Beim übersetzen der Bibel kehrte er zum Teil wieder zu seiner in der ersten Hälfte des Jahres 1882 praktizierten Verfahrensweise zurück und verwendete bei den bestimmten Adjektiven die Endung -ys.


DOI: 10.15388/baltistica.42.3.1182

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