Das Merkmal für 3. Person im litauischen Verbalsystem

Alfred Bammesberger

Anotacija


Eine Besonderheit des baltischen Verbalsystems besteht darin, dass für 3. Person nur eine Form auftritt, die für Singular, Dual und Plural in gleicher Weise gebraucht wird. Die herkömmlich Deutung, dass lit. vẽda die ererbte Form für 3. Sg. repräsentiere und dann verallgemeinert wurde, ist allein deshalb zweifelhaft, weil sich lit. vẽda nicht ohne weiteres auf der Basis des grundsprachlichen thematischen Paradigmas erklären lässt. Im Baltischen sind halbthematischen Stämme auf -ē- und -ā- sowohl im Präsens als auch im Präteritum durchaus häufig. Bei der Konjugation von Stämmen auf -ē-/-ā- ist in 3. Pl. mit Kürzung des Langvokals vor Nasal zu rechnen. Durch paradigmatischen Ausgleich konnten jedoch Formen auf -ē-n und -ā-n restituiert werden. Da freilich die auslautende Folge von Langvokal -ē- + n und -ā- + n im Sprachsystem nicht vorkam, ist -n abgefallen und dadurch die Gleichheit mit der Form für 3. Sg. entstanden. Nach dem Vorbild der halbthematischen Konjugation hat sich auch das thematische Paradigma gerichtet.


DOI: 10.15388/baltistica.52.2.2312

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