Du šiaurės žemaičių diachroninės fonologijos etiudai

Aleksas Girdenis

Anotacija


ZWEI ETÜDEN IN DIACHRONISCHER PHONOLOGIE DES NORDŽEMAITISCHEN

Zusammenfassung

Im Beitrag werden anhand der Analyse zahlreicher Tonbandaufnahmen der nordžemaitischen Mundart und wichtigster Sprachdenkmäler des 18. und Mitte des 19. Jh. dieser Mundart folgende Schlussfolgerungen gezogen:

1. An vielen Orten des nordžemaitischen Sprachraums sind die Formen des Genitivs Singular mit dem offenen Vokal [e] vor dem stammschließenden Laut erhalten geblieben: àkmẽns ~ akmeñs ‘des Steines’, lẹ̀imens ~ liemeñs ‘des Rumpfes’, pẹ̀imens ~pie­meñs ‘des Hirten’, rọ̀dens ~ rudeñs ‘des Herbstes’, stọ̀umens ~ stuomeñs ‘des Rumpfes, der Gestalt’, tèšmẽns ~ tešmeñs, ‘des Euters’, (v)ọ́ndêns ~ vándens ‘des Wassers’. Dies zeugt überzeugend davon, dass [ẹ] oder [i] der nichtbetonten Silben, der an Stelle dieses [e] in anderen Kasus erscheint (z.B.: lẹ́imẹnệi ~ líemenie ‘dem Rumpf’, stọ̾umẹni/stộumini ~ stúomenį ‘den Rumpf, die Gestalt’), eine ziemlich junge phonetische Erscheinung darstellt, die bereits nach dem Vokalausfall in der Endung -es entstanden ist (-enes > -ens).

Die Erscheinung ist bis jetzt lebendig (vgl. ne̾.še ~ nẽšė ‘trug’ : pã˙rnẹše ~par̃nešė ‘holte’, ve̾.de ~ vẽdė ‘führte’: ẹ̾.švẹde ~ ìšvedė ‘führte hinaus’), deshalb darf sie keinesfalls für das Erbe der Kurischen Sprache gehalten werden, sie kann auch mit der indogermanischen Schwundstufe nicht in Verbindung gebracht werden, denn [ẹ] ist an Stelle von [e] nicht nur vor Sonanten, sondern auch vor verschiedenen anderen Konsonanten möglich (vgl. lûopẹta ~ lópeta ‘der Spaten’, ọ̃udẹgà ~ uodegà ‘der Schwanz’).

2. Die Präsensformen des nordžemaitischen infixalen Verbs kristi krĩmt ~ krim̃ta ‘fällt’ u. a. sowie der Germanismus grũmts ~ grum̃tas ‘der Grund’ zeigen, dass zumindest in einigen Gebieten dieser Mundart ein natürlicher indogermanischer Wechsel -mt- > -nt- (dèši̾˙mtẹ̀s ~ dešimtìs ‘zehn’, dèšĩmts ~ dešim̃tas ‘der zehnte’, šĩmts ~ šim̃tas ‘hundert’> *dèši̾˙ntẹs, *dèšĩnts, *šĩnts) stattgefunden hat. Die regressive Entwicklung *šĩnts > šĩmts ‘hundert’, die wegen der Sprachkontakte begonnen hatte, wurde als eine allgemeine Regel -nt- > -mt- reinterpretiert und dies hat solche hyperkorrektiven Veränderungen wie krĩnt > krĩmt, grũnts > grũmts bewirkt.


DOI: 10.15388/baltistica.42.2.1167

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